Vetiver-Gras – eine vielfältige Pflanze gegen die Folgen des Klimawandels in Peru

Vetiver-Gras – eine vielfältige Pflanze gegen die Folgen des Klimawandels in Peru

Bodenerosion und Degradierung ganzer Landschaften waren schon ein Problem in der Antike, wie man es z.B. in den Ländern und Landschaften im Mittelmeerraum Europas sehen kann.

In unseren Zeiten wird dieser Effekt von einer menschengemachten Klimaveränderung, verursacht durch umweltschädliche Einflüsse (Autos, Fabriken, etc.) und eine industrielle Landwirtschaft (Mono-Kulturen, Massentierhaltung), noch verstärkt.

Die globale Erderwärmung ist kaum noch aufzuhalten

Heute wissen wir, dass die Temperaturen weiter steigen werden und dadurch verursachte Umweltkatastrophen, wie Dürren, Überschwemmungen, etc. noch zunehmen werden. Dringend werden deshalb Alternativen und Lösungen gesucht, um diese Schäden abzupuffern, zu verhindern und zu reparieren. Wichtige Ansätze dazu sind die Förderung von erneuerbaren Energien sowie der ökologischen Landwirtschaft (im englischen „Conservation Farming“, genannt).

Rekultivierung degradierter Flächen und Landschaften als Teil der Lösung

Seit 50 Jahren gibt es bereits ein internationales Netzwerk für Boden & Wasser-Konservierung von ländlichen Infrastrukturen wie Kanälen, Straßen etc., aber auch zur Schaffung von urbanem Grün, wie z. B. im ariden Lima in Peru.

Vetiver Gras, Vetiver, Rekultivierung, Erosion

Diese Konservierungs- und Schutzmaßnahmen basieren u.a. auf dem Einsatz des tiefwurzelnden Vetiver-Grases. Dieses wird z.B. als Streifen in den Konturlinien in den Feldern gegen die Erosion des Bodens angepflanzt. Gleichzeitig dienen diese dichtgepflanzten Vetiver-Grashecken zur Verhinderung des Abflusses von Regen- oder Bewässerungswasser und zur Wasserkonservierung in den Böden. Diese Kombination ist auch bekannt geworden als „Vetiver-System“. Weitere Informationen dazu finden Sie im Englischen auf der Webseite des Vetiver Network.

Ursprung und Verwendung von Vetiver-Gras

Das Vetiver-Gras stammt ursprünglich aus Indien, wo es auch wegen seiner tiefen und breiten Verwurzelung angebaut wird. Diese Wurzeln enthalten ein ätherisches Öl, das in der Parfüm- und Seifenindustrie benutzt wird. Dieser Nutzen diente dann anfangs auch zur Verbreitung des Vetiver-Grases in Asien, Afrika und über die Karibik auch nach Lateinamerika. Der Anbau des Vetiver-Grases wurde dann hauptsächlich in tropischen und sub-tropischen Ländern verbreitet, wird aber auch zunehmend im südlichen Europa, wie in Italien und Spanien eingesetzt.

Techniker der Welt-Bank in Indien erkannten schnell den Nutzen des Vetiver-Grases in der Boden- und Wasserkonservierung. Hierbei handelt es sich um eine kostengünstige, sogenannte „low-cost“ Technik, die auch einfach von lokalen Bauern eingesetzt werden kann. Sehr wichtig ist hierbei, dass die eingesetzte Vetiver-Gras-Sorte keine keimfähigen Samen hat und sich nur durch Wurzelteilung vermehrt. Somit besteht keine Gefährdung, dass sich das Vetiver-Gras unkontrolliert vermehrt und verbreitet!

Bildung von nationalen Vetiver-Netzwerken

Über die Jahre haben sich in vielen Ländern auf der südlichen Halbkugel nationale Vetiver-Gruppen gebildet, wie z.B. in Australien, Südafrika, Vietnam gebildet, und formieren zusammen heute das internationale Vetiver-Netzwerk. Nach Lateinamerika kam dieses Netzwerk relativ spät und hatte seinen Anfang vor allen in Zentralamerika und der Karibik sowie Kolumbien und Venezuela. Von hier aus fand das Vetiver-System weiter seinen Weg nach Ecuador, Brasilien, Chile und Peru.

Red Vetiver Perú

In Peru gibt es seit ca. 15 Jahren ein kleines Netzwerk, dies vor allen mit dem Einsatz von Alois Kennerknecht und seiner Firma „ALKE E.I.R.L.“, die in Lima tätig ist. Auf der neuen Webseite des peruanischen Netzwerkes – www.vetiver-peru.com gibt über seine Arbeiten und Projekte mehr Informationen auf Spanisch.

Um auf die Wichtigkeit über einfache und kostengünstige Konservierungsmethoden, wie dem Vetiver-System, in der Anpassung an den Klimawandel zu informieren, gibt es eine Programmkurzbeschreibung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Peru von 2012 bis 2013. Politische und regionale Träger dieses Programmes waren die „Comunidad Andina de Naciones (CAN)“, den Landwirtschafts- und Umweltministerien der Mitgliedsländer.

Anpassung an den Klimawandel in der Andenregion

Der Andenraum ist eine der weltweit verletzlichsten Regionen durch die Folgen des Klimawandels. Die zu erwartende Abnahme von Trinkwasserverfügbarkeit und Bodenproduktivität, die Zunahme von Ernterisiken, Konflikte um verbleibende Wasserressourcen, Überschwemmungen, Trockenperioden, Hangrutsche und die Störung der Energieversorgung durch das Abschmelzen der Gletscher gefährden die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Region.

Landwirtschaft besonders stark vom Klimawandel betroffen

Zu denen am stärksten vom Klimawandel betroffenen Sektoren zählt die Landwirtschaft. Besonders die landwirtschaftlichen Betriebssysteme armer Kleinbauern leiden unter einer bereits jetzt nachweisbaren Zunahme klimatischer Extremereignisse und örtlichen Veränderungen der Niederschlags- und Temperaturkurven. Die Abhängigkeit der Kleinbauern von den gegebenen natürlichen Ressourcen und ihr begrenzter Zugang zu angepassten Technologien und finanziellen Mitteln behindern eine effektive Umstellung ihrer Lebens- und Wirtschaftsweise auf die sich verändernden natürlichen Rahmenbedingungen. Die mit der Entwicklung des Landwirtschaftssektors betrauten Institutionen und Organisationen sind daher dazu aufgerufen, Strategien und Instrumente zu entwickeln, die es den Kleinbauern ermöglichen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen.“

Nun ist der Zeitraum dieses Programmes von 2012 bis 2013 natürlich viel zu kurz für so eine Anpassung an den Klimawandel in der großen und komplexen Andenregion und wird wohl mehr die „Elfenbeintürme“ (Büros der Organisationen in den Hauptstädten der Länder, Universitäten, etc…) bedient haben!

Aber dieses Thema ist heute, im Jahr 2020/2021, noch aktueller und wichtiger als 2012/13, vor allen in den ländlichen Regionen der Anden! Das Vetiver-System kann/sollte eine natürliche und „grüne“ Maßnahme und Technik zur Boden- und Wasserkonservierung und zum Schutz natürlicher Ressourcen in den Küsten-, Anden- und Amazonas- Regionen Lateinamerikas sein!!!

Alois Kennerknecht – Red Vetiver Perú – https://vetiver-peru.com/
Joachim Böhnert – Red Vetiver Perú, Red Latinoamericana del Vetiver und International Vetiver Network – www.vetiver.org

mariocirio

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